Presseartikel von 1994 bis 2011

Presseartikel von 1994 bis 2011


1. Mitwirkung beim Toleranzpreis Schule Türkismühle, 06.01.2011

Integration als Zukunftsaufgabe
Gesamtschule Nohfelden-Türkismühle mit Toleranzpreis ausgezeichnet SZ 06. Januar 2011
Mit 1000 Euro war der Toleranzpreis der Stiftung Villa Lessing dotiert, der den Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Nohfelden-Türkismühle überreicht wurde.
Die Gesamtschule Türkismühle setzt sich seit vielen Jahren für die Integration von Menschen mit Behinderungen ein. Dieses Engagement bescherte der Schule jetzt den Toleranzpreis der Stiftung Villa Lessing. Türkismühle. In der Kategorie der Altersgruppe bis zur Klassenstufe neun erhielt die Gesamtschule Nohfelden-Türkis-mühle den mit 1000 Euro dotierten Toleranzpreis der Liberalen Stiftung Villa Lessing. Um das Bestreben von Schulen, junge Menschen zu Toleranz und gegen jede Form von Extremismus zu erziehen, zu fördern, wurde dieser Toleranzpreis im Dezember 2010 erstmals vergeben und soll künftig jährlich ausgeschrieben werden. Eine Jury aus Vertretern des Bildungsministeriums, der Landeseltern- und -schülervertretung, der Lehrergewerkschaften sowie der Stiftung Villa Lessing wählt unter den Bewerbern die Preisträger der jeweiligen Altersgruppen aus. Barrieren abbauen. Seit 2001 setzt sich die Gesamtschule Türkismühle intensiv für die Integration von Menschen mit Behinderungen ein. Alle Menschen sind verschieden, jeder kann vieles gut und mehrere Dinge nicht so gut oder gar nicht. Aber Menschen auszugrenzen, nur weil sie bestimmte Dinge nicht so gut können? Um die Unsicherheiten und bisweilen auch mangelndes Einfühlungsvermögen, die den Umgang mit Menschen mit Behinderungen schwer machen, zu verringern, werden seit vielen Jahren in Projekten Barrieren abgebaut. Sich selbst in die Situation von Menschen mit Handicap zu versetzen ist ein Ansatz der Projektgruppe aus Schülern der Klasse 8b, dem Inklusions-beirat der Schule, der Lehrerin Annette Fischer und dem Behindertenbeauftragten der Gemeinde Nohfelden, Herbert Meier. Im Rahmen eines „Roll-stuhlprojektes" konnten alle einmal testen, wie sich der Alltag „auf Rädern" gestaltet. Im Rahmen des neuen Projektes „Wie Blinde ihren Alltag meistern" wird für den Tag der Viertklässler am 22. Januar ein Mitmachangebot vorbereitet, ein Besuch der Blindenschule in Lebach ist ebenfalls vorgesehen. Im Rahmen der Integrations-AG finden regelmäßige Treffen mit Schülern der Änne-Meier-Schule in Baltersweiler statt, die das Verständnis und das gemeinsame Miteinander fördern.
Die Würdigung durch den Toleranzpreis bestärkt die Projektgruppe und die ganze Schule, den Weg zu mehr Respekt und Toleranz weiter zu gehen und die Integration und Inklusion als eine wichtige Aufgabeder Zukunft anzusehen. red
Foto: Schule, 6. v.l. Alexandra Klein


2. Integratives Familienfest Türkismühle, 26.04.2010

Saarbrücker Zeitung St. Wendel, 26. April 2010
Lachen, entdecken, gemeinsam Spaß haben. Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Tröster
Großes Familienfest in Türkismühle mit vielen Besuchern
An die 2000 Besucher sind gestern zum integrativen Familienfest der Gemeinde Nohfelden in die Gesamtschule Türkismühle gekommen. Alt und jung, behindert oder nicht behindert - viele Stunden wurde gefeiert. Türkismühle. Beeindruckt vom riesigen Angebot und der hohen Besucherzahl beim Familienfest der Gemeinde Noh-felden in der Türkismühler Gesamtschule sagte Monika Decker aus Wolfersweiler: „Ich hätte nie geglaubt, dass in unserer Gemeinde ein solch reges soziales Leben herrscht. So viele Besucher, so viele Mitwirkende, so viele Stände - das ist wirklich großartig." In der Tat: Dieses integrative Fest für jung und alt, für behinderte und nicht behinderte Menschen war ein Fest der Superlative. Bis zu 2000 Besucher wurden geschätzt. Die SR-2-Sendung „Fragen an den Autor" machte am Vormittag den Auftakt. Professor Gerhard Berz aus München analysierte sein Buch „Wie aus heiterem Himmel?". Der Experte für Katastrophen resümierte am Ende: „Naturkata strophen sind teils von Menschen verursacht, teils von der Natur selbst. Die Entwicklung zeigt, auf was sich die Menschen einstellen müssen."
Während auf der Bühne in der Sporthalle ein buntes Programm ablief - daran waren Musikvereine, Chöre und Tanzgruppen beteiligt - bummelten die Besucher durch die Aula, wo sich die Sozialmesse mit 30 Ausstellern etabliert hatte. Einen der Stände betrieb das Familienberatungs-zentrum der Gemeinde Noh-felden. Das Netz eines Handballtores war das Symbol für die vernetzte Arbeit dieser Einrichtung. Kathrin Straßer lud die Besucher ein, sich mit zusammengesetzten Worten fotografieren zu lassen. „Geschwister-Liebe" oder „Partner- Glück" zum Beispiel sollten die Beziehungen in der Familie demonstrieren.
Auch die Schule hatte sich beteiligt. Eine Schülergruppe stellte duftendes Badesalz her. Lehrerin Monika Hild erklärte, wie es gemacht wird: „Jodsalz wird unter anderem mit Lebensmittelfarbe und Duftöl gemischt, verrührt und trocken gefönt. Dann wird es abgefüllt und verschenkt."
Wie blinde Menschen ihre Lebenswelt erfahren, wurde in einem Klassenraum demonstriert. Mit verbundenen Augen oder mit einer Brille, die eine Augenkrankheit simuliert, ertasteten die Kinder viele Sachen, zum Beispiel Löffel, Messbecher, Zifferblätter von Uhren und die Blindenschrift. Alexandra Klein, die schon lange blind ist, zeigte, wie Menschen, die nicht sehen können, auch „Mensch ärgere dich nicht" spielen können.
Um das Nichtsehen ging es auch beim Parcours der Sinne im Außenbereich. Mit verbundenen Augen sollten die Kinder die an einem Strick befestigten Gegenstände herausfinden. Am Infostand der Schule bekamen die Besucher Hosen-taschengeschichten geschenkt, die die Schüler geschrieben hatten. Die Kindergärten waren ebenfalls dabei. An den Tischen wurde gemalt, geschminkt und Schmetterlinge gebastelt. Große Anziehungskraft übte das Kistenstapeln vor der Schule aus. Der Rekord lag am Nachmittag bei zwölf Kisten. Rund um den Bostalsee kutschierten zehn Motorräder mit Beiwagen aus Heiligenwald die Mädchen und Jungen. Der achtjährige Tim war begeistert: „Ich hatte keine Angst, weil ich ja einen Helm auf hatte."


3. Tour de Braille Mia-Münster-Haus St. Wendel 2009

Sechs Punkte verändern die Welt
Vor 200 Jahren erfand Louis Braille die Blindenschrift - Lesung im Mia-Münster-Haus
Die „Tour-de-Braille" macht Station in St. Wendel: Im Mia-Münster-Haus findet am Donnerstag eine Blindenschrift-Lesung statt. Unter anderem lesen Blinde Texte von Carl Zuckmayer und An-toine de Saint-Exupery.
St. Wendel. Der Erfinder der Blindenschrift, Louis Braille, wurde im Jahr 1809 geboren. 200 Jahre später wird mit zahlreichen Aktivitäten an den blinden Franzosen und seine geniale Erfindung erinnert. Am kommenden Donnerstag, 10. September, findet im St. Wen-deler Mia-Münster-Haus St. Wendel um 19 Uhr die 200. Lesung der „Tour de Braille" statt. Die Tour unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Horst Köhler ist ein Projekt des Deutschen Blinden- und Sehbe-hindertenverbandes (DBSV e.V.). Deutschlandweit wurden bereits Blindenschrift-Lesungen unter anderem in Zoos, Bahnhöfen, auf Schiffen, auf dem Tandem und sogar in einem Rallye-Auto organisiert. In St. Wendel lesen Blinde Auszüge aus „Die Fastnachtsbeichte" von Karl Zuckmayer sowie „Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupery. Landrat Udo Recktenwald wird mit einem Nichtsehenden den Dialog zwischen dem Fuchs und dem Kleinen Prinzen lesen.
Notenschrift für Blinde
Die blinde Autorin Inge Schmitz trägt eigene Texte vor, und die ebenfalls blinde Alexandra Klein erklärt die Notenschrift für Blinde und wird zusammen mit ihrer Schwester den Abend musikalisch umrahmen. Der Blinden- und Sehbehindertenverein wird Infos zum Thema geben, und eine kleine Austellung macht die Entwicklung der Schrift von ihren Anfängen bis heute verständlich. Sechs Richtige, das wünschen sich viele. Für Blinde und Sehbehinderte sind sechs Punkte zur wichtigsten Sache ihres Lebens
geworden. Diese sechs Punkte bilden das Raster für 64 Kombinationsmöglichkeiten, mit denen die einzelnen Buchstaben der Braille-Schrift dargestellt werden.
Jährlich verlieren in Deutschland rund 28 000 Menschen durch eine Sehbehinderung oder gar Erblindung die Fähigkeit zu schreiben und zu lesen. Die Brail-leschrift bietet die Chance auf Bildung, berufliche Qualifikation und eine selbstständige Lebensführung - auch und gerade im Multimedia-Zeitalter.
Der BSV-Saar und die Stadt-und Kreisbibliothek St. Wendel laden zu dieser Veranstaltung alle interessierten Bürgerinnen und
Bürger ein. red
Informationen: Blinden- und Sehbehindertenverein für das Saarland (BSV), Hoxbergstraße 1, 66809 Na I bach, Telefon: (06838) 3110, E-Mail: info@bsvsaar.org.
Im Internet: www.bsvsaar.org
Blindenschriftung-Lesung in
der Stadt- und Kreisbibliothek
ST. WENDEL Der Erfinder der Blindenschrift, Louis Braille, wurde im Jahr 1809 geboren. 200 Jahre später wird mit zahlreichen Aktivitäten an den blinden Franzosen und seine geniale Erfindung erinnert. Am Donnerstag, 10. September, findet im Mia-Müns-ter-Haus St. Wendel um 19 Uhr bereits die 200. Lesung der „Tour de Braille" statt.
In St. Wendel lesen Blinde Auszüge aus „Die Fastnachtsbeichte" von Karl Zuckmayer sowie „der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exup6ry. Landrat Udo Recktenwald wird mit einem Nichtsehenden den Dialog zwischen dem Fuchs und dem Kleinen Prinzen lesen. Die blinde Autorin Inge Schmitz trägt eigene Texte vor, und die ebenfalls blinde Alexandra Klein erklärt die Notenschrift für Blinde und wird zusammen mit ihrer Schwester den Abend musikalisch umrahmen.
Der Blinden- und Sehbehindertenverein wird Infos zum
Thema geben, und eine kleine Ausstellung macht die Entwicklung der Schrift von ihren Anfängen bis heute verständlich. Der BSV-Saar und die Stadt- und Kreisbibliothek St. Wendel laden zu dieser Veranstaltung alle interessierten red./mk


4. biz-Awards Artikel

biz-AWARDS 1 Ein Wunsch stirbt - und wird wiedergeboren (08.09.2008 Autor: Mario Böhl)
Integrationspreis des Saarlandes: Chancen für alle im Arbeitsleben
Ein Wunsch stirbt - und wird wiedergeboren
Die blinde Musikerin Alexandra Klein findet ein neues Leben
Noten sind ihr Leben - doch sehen kann sie sie nicht:
Alexandra Klein ist seit ihrem 17. Lebensjahr blind. Am Musizieren und Musik lehren hindert sie das aber nicht - eher im Gegenteil: Ihr Musik-Leben bewältigt sie mit Herz und Engagement.
Dafür wurde sie ausgezeichnet mit dem "Integrationspreis des Saarlandes: Chancen für alle im
Arbeitsleben 2008". "Musik war von frühauf Bestandteil meines Lebens", sagt die 36-jährige aus St. Wendel zu biz-AWARDS. Die ganze Familie sei musikalisch: Ihr Großvater habe schon gesungen, ihr Vater Gesang studiert und ihre jüngere Schwester spiele ebenfalls Instrumente.
Auch Alexandra Klein verfiel der Musik bereits in frühen Jahren und wollte später Musikerzieherin werden.
Am Nullpunkt
Was sie nicht wusste: Seit ihrer Geburt leidet sie an einer frühkindlichen Gehirnschädigung, die sie mit 17 Jahren erblinden lässt. Für die Musik-begeisterte junge Frau ein Schock: "Den Realschulabschluss schaffte ich noch. Doch dann war ich am Nullpunkt meines Lebens. Mit der
Erblindung starb mein Traum nach einer Ausbildung als Musikerzieherin." Eine Blinde könne den Beruf einer Musikerzieherin gar nicht ausüben, dachte sie. Alexandra Klein findet sich damit ab, die für Blinde "typische Berufsausbildung" Klavierstimmerin anzugehen. "Das war scheinbar die einzige Möglichkeit für mich, wenigstens noch 'etwas' mit Musik zu tun zu haben."
Doch es kam anders.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Über das Arbeitsamt kommt sie in Kontakt mit der Berufsfachschule für Musik für Blinde in München (heute in Nürnberg, Anm. d. Red.). Diese kann Alexandra Klein eines anbieten: eine Ausbildung zur Musiklehrerin! Aufgrund ihrer musikalischen Vorbildung als "Sehende" sei sie dazu geeignet. Und sie könne es schaffen. Alexandra Klein kann es nicht fassen. Und sie
ergreift ihre Chance.
Auf in die Selbständigkeit
Sie lernt an der Berufsfachschule Musikerziehung für Blockflöte, Klavier sowie Chorleitung und schließt ihrer Lehre ab 1994 ein Studium der Musikerziehung in Saarbrücken an.
Während ihrer Ausbildungszeit lernt sie viele junge Musikschüler kennen, die sie nie aus den Augen
verliert: "Trotz meiner Blindheit war und bin ich bereit, viel herumzufahren. Mit der Zeit hat sich so einen Stamm an Schülern aufgebaut, die ich immer noch betreue", sagt Alexandra Klein.
Sie sei quasi automatisch in eine Selbständigkeit gerutscht, die sich durch Mundpropaganda und eigene Auftritte fast von selbst erhalte. 1999 ist sie sich sicher:
Sie meldet ihre Selbständigkeit an - noch während des Studiums.
Blinde Öffentlichkeit
Als selbständige Dipl.-Musiklehrerin unterrichtet Klein ab 2000 an den Musikschulen Lebach und Obere Saar auf Honorarbasis. Auch nebenberuflich ist sie als katholische C-Kirchenmusikerin in ihrer Heimatpfarrei aktiv. Doch die Arbeit mit den zum Teil mehrfach behinderten Musik-Schülern und die Schwierigkeiten als blinde Musiklehrerin nimmt kaum einer wahr. "Als
blinde Berufsmusikerin kommt man nur schwer zu Blindennoten. Bisher wurden die Schwarzschriftnoten in Amsterdam in Blinden-Notenschrift umgesetzt. Heute habe ich ein PC-Programm, mit dem ich die Noten selbst übertragen kann - eine große Erleichterung. Das Auswendiglernen bleibt." Auch die Selbständigkeit bleibt ein Risiko: Es sei ungleich schwerer, sagt die Musiklehrerin, als schwerbehinderter Mensch die Leistung zu vollbringen, sich
beruflich selbständig mit behinderten und nichtbehinderten Menschen zu beschäftigen.
Sehende Integration
Erst auf der 80-Jahr-Feier des Blindenvereins Saar im Oktober 2006 erhält Alexandra Klein mehr Aufmerkamkeit. Den damaligen Sozialminister Hecken beeindruckt die Musik der blinden Frau.
Er besucht die Weihnachtsfeier des Vereins und lädt die blinde Musiklehrerin in sein Büro ein. "Er wollte mich einfach mal kennenlernen, weil ihm unbekannt war, dass es auch blinde professionelle Musiker gibt." Im April 2007 treffen sie sich und verstehen sich auf Anhieb. Hecken schlägt
Klein eine Teilnahme beim Integrationspreis vor. Sie bewirbt sich - auch mit dem Ziel, die Öffentlichkeit wachzurütteln. Trotzdem macht Klein ihre Bewerbung zunächst nicht öffentlich.
Eine Fanfare zu Weihnachten
So vergeht die Zeit bis Weihnachten 2007, ohne dass etwas wegen der Bewerbung passiert.
Bis Alexandra Klein am Morgen des Heiligabends von ihrer Familie zum Frühstück begrüßt wird - mit einer Fanfare: "Was ist denn jetzt los, hab ich erst gedacht.
Dann sagten alle zusammen: Du hast den Preis gewonnen. Und da habe ich mich nur noch gefreut."
Musik für Kleine und Große: Alexandra Klein beim Vorspielen vor Schülern. (Foto: A. Klein)    
Der Preis gibt ihr neuen Mut und Tatendrang: "Ich bin als erste Einzelperson geehrt worden, die schwerbehindert ist. Das hat mir für meine Selbständigkeit neues Selbstbewusstsein gegeben - und neue Zuversicht, meine begonnene Arbeit fortzusetzen."
Ihre Arbeit sei endlich ein bisschen bekannter. "Man hat mich gesehen", sagte sie in ihrer Dankesrede bei der Preisverleihung. Und es melden sich immer noch neue Schüler bei ihr, auch wenn die Preisverleihung schon länger zurückliegt. "Und das einfach nur, weil ich mich in meinem Leben engagiere." (mb)
Hinweis
Alexandra Klein wurde aufgrund ihres Preises in den vergangenen Wochen von einem Fernsehteam des ZDF Saarland begleitet. Der Beitrag dazu soll ab dem 20. September 2008 im ZDF Infokanal gesendet werden.

5. Filmtext total normal ZDFinfokanal von Daniela Bach

ZDF.de - Artikelseite    Aktuell - Woche des Sehens, 12.10.2008
Porträt der blinden Musiklehrerin Alexandra Klein von Daniela Bach
Im Alter von 17 Jahren verlor Alexandra Klein ihr Augenlicht. Damals, sagt sie, war ihr Leben auf dem Nullpunkt. Doch dann führte sie ihr Weg nach München, zur Berufsfachschule für Musik - einer Schule speziell für Blinde. Heute ist Alexandra Klein 36 und als freiberufliche Musiklehrerin unterwegs.
Auf dem Weg zu ihren Schülern ist Alexandra Klein quer durch das Saarland unterwegs. Als sie vor fast 20 Jahren erblindete, hätte sie niemals geglaubt, irgendwann einmal stundenlang mit Bus und Bahn zu fahren, nur auf sich gestellt.

Neubeginn als Blinde
Alexandra leidet an einer Schädigung des Gehirns und des Sehnervs, weil sie als Baby zu früh zur Welt kam. Zuerst verlief alles normal, doch mit den Jahren sah sie immer schlechter. Bis sie dann als Teenager die Diagnose bekam, sie würde ihre Sehkraft ganz verlieren: "Da war zuerst mal das ganze Leben für mich auf Null. Das war Stillstand - also Stillstand in allem praktisch und dann hab ich mich auch von den Menschen zurückgezogen, hier im Dorf und vor allem auch von der Verwandtschaft, weil ich nicht haben wollte, dass die mich so sehen in dem hilflosen Zustand."
Hilflos ist sie heute längst nicht mehr. Geholfen hatte ihr die Berufsfachschule für Musik in München. Eine Schule für Blinde. Dort wurde sie nicht nur zur Musiklehrerin ausgebildet, dort lernte sie auch, sich ohne ihr Augenlicht im Alltag zurechtzufinden. Sie hatte Angst, alleine einkaufen zu gehen oder schlimmer noch: mit Karte zu zahlen. Heute ist das alles längst Routine. Genauso, wie neue Noten zu kaufen für die Schüler, oder CDs für den Musikunterricht.

Eine Leidenschaft wird zum Beruf
Musik ist die größte Leidenschaft ihres Lebens und diese Begeisterung möchte Alexandra weitergeben an ihre Schüler, die zum Teil auch sehbehindert sind: "Ich möchte das einfach anderen Kindern auch weiter vermitteln, also die Freude an Musik und einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Musik fördert auch die Persönlichkeit und die Selbstsicherheit eines Kindes und hat auch positiven Einfluss auf seine Entwicklung."

Alexandra ertastet, was andere sehen können.
Musik verbindet. Alexandra ist es wichtig, sehende und sehbehinderte Schüler zu unterrichten. Was andere Musiklehrer sofort sehen, muss sie ertasten. Ob die Finger falsch liegen, die Hände verkrampft sind. Immer wieder erlebt sie, dass gerade Kinder kaum Berührungsängste haben. Nur einmal habe eine neue Schülerin ein bisschen Angst gehabt, weil ihre Lehrerin blind ist.

Mit Selbstvertrauen und Willenskraft
Längst nicht alle Kompositionen gibt es in Blindenschrift, vor allem nicht die modernen Songs, die ihre Schüler so gerne spielen. Deshalb hat sich Alexandra ein Computerprogramm zugelegt, dass Noten für sie übersetzt. Damals, als sie ihr Augenlicht verlor, war ihre größte Angst, nicht mehr Musik machen zu können. Doch Alexandra hat sich das Gegenteil bewiesen - mit Selbstvertrauen, Willenskraft und ihrer großen Liebe zur Musik.
© ZDF 2009

6. Integrationspreis Artikel von Gerhard Alt, Saarbrücker Zeitung Sl 07.02.2008

Alexandra Klein ist blind. Sie arbeitet als freiberufliche Diplom-Musiklehrerin. Und sie hilft anderen, im Leben Fuß zu fassen. Jetzt hat sie den saarländischen Integrationspreis und ein Preisgeld von 2500 Euro erhalten. (Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Alt 07. Februar 2008)

Urweiler/Lebach. „Wenn man erblindet, ist erst einmal das ganze Leben auf Null geschaltet.“ Alexandra Klein aus St. Wendel-Urweiler, 35, ist mit 17 Jahren infolge einer Hirnschädigung erblindet. Sie schaffte noch die Mittlere Reife. „Ein Jahr konnte ich gar nichts machen“, erzählt sie. Von Vorteil war, dass sie Klavier und Flöte spielte. Sie lernte bei ihrem Papa, einem studierten Opernsänger, und an der Musikschule im Landkreis St. Wendel. Heute ist sie Diplom-Musiklehrerin und Organistin. Sozialminister Josef Hecken hat sie mit dem saarländischen Integrationspreis ausgezeichnet. Als einer von zwei Preisträgern erhielt sie 2500 Euro Preisgeld.
Alexandra Klein fährt zweimal die Woche nach Lebach. Zu Fuß geht sie 200 Meter an die Bushaltestelle, steigt in St. Wendel um, in Lebach selbst ein zweites Mal (40 Minuten für einen Weg). An der Louis-Braille-Schule erteilt sie sechs bis acht blinden, sehgeschädigten und mehrfach behinderten Schülern Klavier- und Blockflötenunterricht. „Ich sehe das als Aufgabe. Instrumentalunterricht ist gut für das Selbstwertgefühl“, sagt sie. „Dabei muss ich auf die Situation und den Charakter jedes Kindes eingehen.“ In Kleinblittersdorf-Auersmacher gibt sie einmal in der Woche für die Musikschule Obere Saar Einzelunterricht (1,5 Stunden pro Weg). Daheim in Urweiler erteilt sie Einzelstunden und ist Organistin ihrer Heimatpfarrei St. Marien. „Ich habe mich darauf eingerichtet, mehrere Jobs zu haben. Da bin ich nicht von heute auf morgen arbeitslos“, sagt sie. „Als ich blind geworden war, hatte ich mich darauf eingerichtet, Klavierstimmerin zu werden. Dann hat mich ein netter Mensch im Arbeitsamt auf die bayrische Landesschule für Blinde aufmerksam gemacht. Von 1991 bis 1994 war ich in München. Ich musste Blindenschrift und Blindennotenschrift lernen, bekam eine blindentechnische Grundausbildung, Mobilitätstraining und lernte lebenstechnische Fertigkeiten. Gleichzeitig war die Musikausbildung. Das war der Hammer. Die Hälfte des Lehrpersonals war selbst blind.“ Alexandra Klein erwarb einen Berufsfachschulabschluss als Klavierlehrerin inklusive Dirigieren, Chorleitung, C-Kirchenmusik. An der Musikhochschule Saarbrücken studierte sie 1994 bis 2000 Blockflöte, schloss Diplom-Musiklehrerin ab. „Da war für mich klar, dass ich Kindern mit dem gleichen Schicksal helfen wollte.“ Sie ist initiativ geworden, hat an der Blindenschule in Lebach einen Musikunterricht organisiert. „Ich empfinde die Musik als einen Ausgleich für die Dinge, die man nicht mehr kann. Das möchte ich den Kindern vermitteln. Die Kinder gehen normaler als Erwachsene damit um, dass ich blind bin. Einmal fing ein Mädchen an zu weinen - heute meine beste Schülerin.“ Sie hat auch auf andere Weise geholfen. Eine Waldorf-Schülerin hat ihre Abschlussarbeit für die Fachhochschulreife über sie geschrieben. Eine andere junge Frau hat mit einem Artikel über sie die Zulassung für ein Journalistenstudium bekommen.
Alexandra Klein schreibt am Computer, der mit Sprachwiedergabe und einer zusätzlichen Braille-Leiste ausgestattet ist. Sie kann Noten einscannen und in Blindennotenschrift ausdrucken. Das Gebetbuch des Bistums Trier hat sie in 27 Bänden Blindenschrift. Sie hört gerne Hörbücher, vor allem Krimis, hält ein Kaninchen und zwei Vogelspinnen, besucht oft Konzerte, interessiert sich für Neue Musik. Mit ihrer jüngeren Schwester Esther, 31, fährt sie nicht nur Tandem, sondern tritt sie auch als Klavierduo auf – wie beim Neujahrsempfang des Blinden- und Sehbehindertenvereins, als Minister Hecken auf sie aufmerksam wurde.

7. Blickpunkt St. Wendel Urweiler Artikel von Hans-Jürgen Loch

Nr. 05/2008 Seite 12 Blickpunkt St. Wendel
URWEILER
Alexandra Klein ausgezeichnet
Urweiler. Mit Alexandra Klein wurde in diesem Jahr erstmalig eine einzelne Person mit dem Integrationspreis des Ministeriums für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales ausgezeichnet. Frau Klein ist 35 Jahre alt und seit dem 17. Lebensjahr erblindet. Sie ist im Hauptberuf selbständige Dipl. Musiklehrerin an der Louis-Braille-Schule in Lebach. Hier unterrichtet sie ständig sechs bis acht blinde, sehbehinderte und mehrfach behinderte Kinder. Ebenfalls ist sie an der Musikschule in Kleinblittersdorf tätig. Darüber hinaus bietet Frau Klein in ihrer Freizeit sowohl behinderten wie auch nicht behinderten Menschen Hilfestellung bei der Vorbereitung auf den beruflichen Werdegang. Durch ihre, größtenteils private und außerschulische Unterstützung, ist es gelungen mehrere Schüler und Praktikanten in das Berufsleben zu integrieren. Bei der Preisverleihung im Sozialministerium dankte Minister Josef Hecken der Preisträgerin für ihr soziales Engagement und überreichte ihr eine Urkunde als äußere Anerkennung für die vorbildlichen Bemühungen Menschen mit Behinderungen ins Arbeitsleben zu integrieren. Weiter stellte der Minister besonders heraus, dass die Integration von Menschen mit Behinderungen im Saarland einen hohen Stellenwert habe. Sichtlich gerührt dankte Alexandra Klein dem Minister für diese Auszeichnung: "Sie gibt mir Kraft und Motivation, das weiterzuführen, was ich begonnen habe." hjl

8. Verleihung Integrationspreis des Saarlandes 2007, Saarbrücker Zeitung Seite A8

Donnerstag, 24 . Januar 2008 Saarbrücker Zeitung Seite A8
Arbeitsminister Josef Hecken (Mitte) verleiht den saarländischen Integrationspreis an die blinde Musiklehrerin Alexandra Klein und Roman Denis vom Biolandbetrieb Denis. (Foto: Becker&Bredel)
„Behinderten eine Chance geben"
Integrationspreis: Josef Hecken appelliert an Arbeitgeber
Saarbrücken. Erstmals geht der Integrationspreis des Ministeriums für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales an eine einzelne Person. Die Diplom-Musiklehrerin Alexandra Klein wurde für ihr großes Engagement geehrt, mit dem sie sehbehinderte und mehrfach behinderte Kinder bei der Vorbereitung auf einen beruflichen Werdegang unterstützt. Dabei geht Alexandra Klein selbst mit gutem Beispiel voran: Im Alter von 17 Jahren erblindet, schloss sie ein Musikstudium ab und arbeitet heute als Musiklehrerin an der Louis-Braille-Schule in Lebach und in der Musikschule Kleinblittersdorf. Als Arbeitgeber wurde der Bio-landbetrieb Denis mit dem Integrationspreis 2007 ausgezeichnet. Das Unternehmen, das in Beau-marais und Lisdorf Biogemüse anbaut, beschäftigt an seinen beiden Standorten zwei schwer behinderte Menschen unter zehn Mitarbeitern. Seit 2001 arbeitet der Betrieb mit dem Arbeitstrai-ningsprojekt Saarlouis zusammen. „Dabei ist es immer wieder gelungen, psychisch behinderte Menschen in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu bringen", heißt es in der Begründung des Ministeriums zur Preisvergabe. Das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro will der Biolandbetrieb Denis an soziale Einrichtungen spenden. Alexandra Klein dankte Sozialminister Josef Hecken für die Auszeichnung: „Sie gibt mir Kraft und Motivation, das weiterzuführen, was ich begonnen habe."
Bei der Preisverleihung im Sozialministerium appellierte Josef Hecken gestern an die Arbeitgeber, Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsplatz eine Chance zu geben. Es brauche jedoch viel Überzeugungskraft, um „die Barrieren in den Köpfen der Arbeitgeber" zu überwinden. rae

9. Pressemitteilung Integrationspreis Saarland Ministerium

Pressemitteilung Saarland.de
Saarland Ministerium für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales
Sozialminister Josef Hecken: Integrationspreis des Saarlandes an Biolandbetrieb Roman Denis und Musiklehrerin Alexandra Klein verliehen.
Teilhabe und Chancengleichheit im Mittelpunkt. Saarland bundesweit vorne bei der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen.
Pressemitteilung vom 23.01.2008 - 14:00 Uhr
„Wir müssen die Barrieren in den Köpfen abbauen und Menschen mit Behinderungen eine Chance geben, ihr Können im Arbeitsleben unter Beweis zu stellen."
(Foto: Minister Josef Hecken: „Es ist außerordentlich wichtig, dass wir immer wieder informieren über das, was behinderte Menschen leisten können und leisten wollen.")
"Behinderte Menschen sind für Arbeitgeber kein betriebswirtschaftliches Hemmnis, sondern ein Gewinn - wenn man ihnen nur die Chance gibt", so Sozialminister Josef Hecken bei der Verleihung des Integrationspreis des Saarlandes in Saarbrücken. Der mit insgesamt 5.000 Euro dotierte Landespreis wird bereits zum fünften Mal für beispielhafte Aktivitäten im Zusammenhang mit der Beschäftigung behinderter Menschen vergeben. Sozialminister Josef Hecken überreichte die Auszeichnung in diesem Jahr an den Biolandbetrieb Roman Denis in Saarlouis-Lisdorf und an Frau Alexandra Klein, eine blinde, die sich um die Integration blinder Menschen in das Arbeitsleben verdient gemacht hat.
„Es ist außerordentlich wichtig, dass wir immer wieder informieren über das, was behinderte Menschen leisten können und leisten wollen." Gleichzeitig rief der Minister alle saarländischen Betriebe und Dienststellen auf, schwerbehinderten Menschen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu geben. „Obwohl behinderte Menschen oft gut ausgebildet sind, haben sie in vielen Fällen deutliche Nachteile bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz hinzunehmen", sagte der Minister. Auch bei der Arbeitslosenquote liege der Anteil der behinderten Menschen weit über dem nichtbehinderter Menschen. Viele Unternehmen fürchteten bei der Einstellung schwerbehinderter Menschen höhere Kosten oder den besonderen Kündigungsschutz. Trotz intensiver Schulungs- und Beratungstätigkeit sei es den Fachdiensten immer noch nicht gelungen, diese Vorurteile aus den Köpfen der Arbeitgeber zu verbannen. Dabei könnten gerade bei der Einstellung schwerbehinderter Menschen eine Vielzahl von Förderungen in Anspruch genommen werden.
Die Auswahl der Preisträger wurde nach Angaben des Ministers von einer Jury getroffen, die sich aus Vertretern des Landesbehindertenbeirates, der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, des Beratenden Ausschusses beim Integrationsamt, des Integrationsamtes selbst, des Ministeriums für Justiz, Gesundheit und Soziales und dem Landesbeauftragten für Behindertenfragen zusammensetzte.
Bei der Bewertung hätten Kriterien wie die Einrichtung von behindertengerechten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, die Einstellung von besonders betroffenen schwerbehinderten Menschen, die Verankerung der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in das Unternehmensleitbild und das Vorhandensein einer vorbildlichen Integrationsvereinbarung eine wichtige Rolle gespielt.
http://www.saarland.de/7213_33439.htm    24.01.2008
Pressemitteilung Saarland.de    Seite 2 von 2
Wie der Minister weiter ausführte, sei das gezeigte Engagement der beteiligten Betriebe und Dienststellen bei der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen in Zeiten harter Konkurrenz um Arbeitsplätze nicht hoch genug einzuschätzen. Es solle anderen Unternehmen und Dienststellen als Vorbild dienen und wird zur Nachahmung empfohlen. Zu den Preisträgern sagte Minister Hecken:
Der Biolandbetrieb Denis betreibt in Beaumarais und Lisdorf den biologischen Anbau von Salaten, Gemüse, Kartoffeln und Kräutern. An den beiden Standorten beschäftigt der Betrieb 10 Mitarbeiter, von denen 2 schwerbehindert sind. Seit dem Jahre 2001 arbeitet das Arbeitstrainingsprojekt Saarlouis mit dem Betrieb zusammen. Dabei ist es immer wieder gelungen, psychisch behinderte Menschen in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis zu bringen. Besonders hervorzuheben ist der offene, motivierende und sensible Umgang des Firmeninhabers mit den
Mitarbeitern.
Mit Frau Alexandra Klein wurde in diesem Jahr erstmalig eine einzelne Person mit dem Integrationspreis ausgezeichnet.
Frau Klein ist 35 Jahr alt und seit Ihrem 17 Lebensjahr erblindet. Sie ist im Hauptberuf selbständige Dipl. Musiklehrerin an der Louis-Braille-Schule in Lebach. Hier unterrichtet Frau Klein ständig 6-8 blinde, sehbehinderte und mehrfach behinderte Kinder auf Honorarbasis. Darüber hinaus bietet Frau Klein in Ihrer Freizeit sowohl behinderten wie auch nichtbehinderten Menschen Hilfestellung bei der Vorbereitung auf den beruflichen Werdegang. Durch ihre, größtenteils private und außerschulische Unterstützung, ist es gelungen mehrere Schüler und Praktikanten in das Berufsleben zu integrieren.
Neben den beiden Preisträgern, so der Minister weiter, hat die Jury ausdrücklich auf die hohe Qualität der Bewerbungen aus dem öffentlichen Dienst hingewiesen. Nach wie vor nimmt dieser Bereich im Saarland eine Musterrolle ein. Hier ist der Anteil der beschäftigten, schwerbehinderten Menschen auf 6,4 % gestiegen, nachdem er im maßgebenden Vorjahrszeitraum noch 5,8 Prozent betragen hatte. Auch der Anteil der beschäftigten Menschen mit Behinderungen bei den obersten Landesbehörden ist aktuell wieder um 0,1 Prozentpunkte auf 5,67 gestiegen. Bei den privaten Arbeitgebern beträgt der Anteil der schwerbehinderten Menschen lediglich 3,3 Prozent.
Abschließend betonte der Minister, dass die Integration von Menschen mit Behinderungen im Saarland einen hohen Stellenwert habe. Hier wurde in den letzten zehn Jahren Vorbildliches geleistet.
Mit der Verabschiedung des Saarländischen Behindertengleichstellungsgesetz Ende 2003 und dem Erlass der entsprechenden Verordnungen im Jahre 2006 sowie der Fortschreibung eines 4. Landesbehindertenplanes im Jahre 2007 erhält die Politik für Menschen mit Behinderungen im Saarland ein festes, modernes und tragfähiges Fundament. „Wir haben damit zugleich auch die Basis für eine offene, kreative und zielorientierte Politik gelegt, die nicht ausgrenzt, sondern integriert, die nicht verordnet, sondern in einem Miteinander nach Lösungen sucht, die nicht entmündigt, sondern behinderte Menschen als selbstbewusste Partner begrüßt."
„Besonders deutlicher Ausdruck dieses Paradigmenwechsels ist das Persönliche Budget. Die mit dem SGB IX zum 01. Januar 2008 eingeführte Leistungsform des Persönlichen Budgets ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer bedarfsorientierten und personenzentrierten Sicherung der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Im Saarland sind aktuell knapp 10.000 behinderte Menschen beschäftigt. 39.362 sind arbeitslos gemeldet, davon sind 2.375 Menschen mit Behinderungen. Dies entspricht einem Anteil von 6,0 Prozent. Dabei ist zu bemerken, dass die Zahl der Arbeitslosen derzeit schneller zurück geht als die der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen.
Für dieses Jahr ist eine weitere Auflage des Integrationspreises geplant. Wie der Minister dazu ausführte, soll die jährlich wiederkehrende Ausschreibung des Saarländischen Integrationspreises einen zusätzlichen Anstoß für die Beschäftigung schwerbehinderter Menschen im Land geben.
© 2008 Saarland

10. Paulinus Porträt (von Eva-Maria Werner, Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier, 2008)

Paulinus Nr. 1 06. Januar 2008 MENSCHEN
Sie kann offene Türen hören
Glaube und Musik sind wichtige Lebensinhalte der blinden Alexandra Klein
Von Eva-Maria Werner
Alexander Klein erblindete mit 17 Jahren. Ein schlimmer Schicksalsschlag, mit dem die junge Frau aber dank der Musik und ihres festen Glaubens umgehen gelernt hat.

Die junge, zierliche Frau, die die Tür des Proberaumes in der Musikschule St. Wendel öffnet, ist blind. Mit ihrem weiß-schwarzen Stock in der rechten Hand steht Alexandra Klein (35) an der Tür und verabschiedet ihre Schülerinnen, die mit Blockflöten und Notenheften unter dem Arm den Heimweg antreten. "Ein gutes neues Jahr", wünscht ein Mädchen. Dann sind die Kinder weg und die junge Frau wendet sich instinktiv ihrem Gesprächspartner zu.
Nach neun langen Jahren, in denen sich ihre Sehfähigkeit zunehmend verschlechterte, hat Alexandra Klein mit siebzehn ihr Augenlicht ganz verloren. Eine frühkindliche Hirnschädigung war für das Absterben der Sehzellen verantwortlich. "Am Anfang habe ich mich von allen zurück-gezogen. Ich wollte nicht, dass meine Verwandten und Freunde mich plötzlich so anders und hilflos erleben", erinnert sie sich. Die bayerische Landesschule für Blinde in München mit ihrem musikalischen Zweig erweist sich für sie als Rettungsanker, ihren Traum doch noch zu verwirklichen: Sie möchte "ihre" Instrumente Blockflöte und Klavier einmal selbst unterrichten können.
Neben dem Erlernen der Blinden- und der Blindennotenschrift stand in München vor allem der Erwerb "lebenspraktischer Fähigkeiten" im Vordergrund. "Man braucht viel Geduld, um all das, was früher eine Selbstverständlichkeit war, wieder neu zu lernen, zum Beispiel kochen, putzen oder mit Geld umgehen. Rückschläge und Frustration bleiben da nicht aus", versichert die junge Frau. Doch die Gemeinschaft in der Schule und das Vorbild der Lehrkräfte helfen über die schwierige Anfangszeit hinweg.
Die 35-Jährige ist überzeugt: "Die Beziehung zu anderen blinden Menschen ist hilfreich und wichtig." Der Stolz, sich alleine in ein Geschäft oder einen Bahnhof zu wagen, überwiegt bei weitem die Enttäuschung über kleine Pannen. Das Mobiltiätstraining an der Blindenschule trägt Früchte. Anfangs mussten die Schüler ihr Gehör trainieren, eine Grundvoraussetzung dafür, sich alleine zurechtzufinden. "In großen Gebäuden sind wir ohne Stock einen langen Gang entlanggelaufen und haben versucht, offene Türen und Fenster zu hören. Und es klappt!"
Heute fährt Alexandra Klein alleine mit dem Bus zur Musikschule in dem saarländischen St. Wendel und nach Trier, wo sie von 2001 bis 2005 an der Kirchenmusikschule eine Ausbildung zur C-Musikerin absolvierte. Das Gelernte setzt sie nun als Organistin in der Pfarrei St. Marien in Urweiler um, wo sie Dienstags und Freitags beim Gottesdienst spielt. "Die Kirchenmusik ist mir in letzter Zeit unheimlich wichtig geworden", sagt sie. "Die Texte der Lieder bauen mich auf und ich versuche jedes Mal von Neuem, den Sinn der Texte musikalisch zu verwirklichen."
Als gläubiger Mensch hat für sie die Beschäftigung mit der Bibel große Bedeutung. Besonders das Johannesevangelium, Kapitel 9, hat es ihr angetan:
Dort heilt Jesus einen Blindgeborenen. "Dieser Text tröstet mich", sagt sie. "Es wird deutlich, dass das Entscheidende im Leben der Glaube ist.
Außerdem relativiert Jesus vieles, indem er sagt: Ich bin in diese Welt gekommen, damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden."
Früher hatte Alexandra Klein noch Bilder eines Autos, eines Baumes oder des blauen Himmels in ihrem Kopf. Aber mittlerweile sucht sie nicht mehr danach. "Durch die Blindheit habe ich gelernt, Dinge loszulassen, die für mich nicht mehr wichtig sind. Wozu muss ich die Farbe des Autos, an das ich stoße, kennen? Es ist wichtiger, dass ich gelernt habe, an diesem Auto vorbeizukommen und weiterzugehen." Zu Hause in ihrem geräumigen Arbeitszimmer steht ein Klavier, ein blindengerechter Computer samt Drucker, der beim Einstanzen der Wörter ins Papier einen enormen Lärm verursacht sowie eine 27-bändige Ausgabe des Gotteslobes in Blindenschrift, die fast die ganze Längsseite des Zimmers einnimmt. Froh ist sie über ein neues Computerprogramm, das es ihr erlaubt, Noten einzuscannen, die dann in Blindennotenschrift ausgedruckt werden. "Eine enorme Erleichterung für die Arbeit in der Musikschule", weiß sie die technische Neuerung zu würdigen.
Erleichtern im Arbeitszimmer technische Hilfsmittel die Arbeit, so muss sie in der Küche andere Tricks anwenden: Beim Kochen streicht sie langsam mit einem Kochlöffel außen am Topf entlang, bis sie an den Henkel stößt. "So weiß ich, wo ich hingreifen kann, ohne mir die Finger zu verbrennen." Kommt das Essen endlich auf den Teller, stellt sich für sie die Frage, wo sich was befindet. Die Einteilung nach dem Prinzip der Uhr ist dabei hilfreich.
"Das Fleisch sollte gewöhnlich auf halb sechs liegen", erklärt sie.
Was hat Alexandra Klein all die Jahre lang bestärkt, weiterzumachen und ihr Schicksal anzunehmen? Die Musikerin überlegt nur kurz: "Zunächst mein eigener starker Wille, dann die Unterstützung durch die Familie, Lehrer und Freunde, mein Glaube und sicher nicht zuletzt die Musik."

11. Artikel Süddeutsche Zeitung Konzert im Marienmünster Dießen

Süddeutsche Zeitung Nr. 155 STA Freitag, 8. Juli 1994
Voll zarter Töne        
Blinde Musiker beeindrucken Zuhörer im Marienmünster            
DIESSEN - Aus der Stille heraus entwickeln sich die Klänge. Getragen von der Weite des Raumes. Die Töne, leicht verfremdet durch den Hall, steigen empor in das Gewölbe. Musik umhüllt den Zuhörer, doch gleichsam wohltuend und erfrischend, so, als wäre es ein leichter Wind, der in der drückenden Sommerhitze Abkühlung verspricht. Der „Dießener Himmel";. das Marienmünster, war voll zarter Musik, als ökumenische Chormusik zum Thema Maria und Stücke für Orgel, Streicher und Blockflöte auf dem Programm standen. Es war ein Streifzug durch die Kirchenmusik, der einen Bogen spannte von Tommaso Albinoni, Wolfgang Amadeus. Mozart, Joseph Haydn bis hin zu Jacob von Eyck, Olivier Messiaen und Sergej Rachmaninow: Sehr beeindruckend war das Spiel von Alexandra Klein, die mit ihrer. Blockflöte wunderschöne Weisen spielte. Die Intensität ihres Ausdrucks auf diesem kleinen Instrument füllte den großen Raum. Aber auch der Chor „Ars Vocalis" beeindruckte durch seine gefühlvolle Darbietung. Weniger das große Auftreten ist die Stärke dieses Chores, als vielmehr die zarten Passagen.
Eines haben viele der Künstler, die da im Marienmünster musizierten, gemeinsam. Sie sind blind und besuchen die Bayerische Landesschule für Blinde in München. Und immer wieder treten die Musiker dieser Schule in der Öffentlichkeit auf. Diesmal war der Anlaß ein Benefizkonzert, veranstaltet von dem „Inner Wheel Club Ammersee", einer Frauengemeinschaft, in der soziales Engagement und internationale Verständigung im Mittelpunkt stehen. „Wenn blinde Menschen musizieren, spürt der Zuhörer, daß sie einen unmittelbareren, ausschließlicheren Umgang mit der Musik haben", sagt MatthiasHanke, der Musikpädagoge an der Landesschule ist und dieses Konzert leitete. „Menschen, die sich nicht vom Auge leiten lassen können, gehen vorurteilsfreier mit Musik um." Natürlich müsse er sich auf die Arbeit mit blinden Musikern einstellen. „Dirigieren zum Beispiel bedeutet nun nicht mehr, mit dem Taktstock den Chor zu führen: Vielmehr wird der Atem zu einem Instrument, an dem sich die blinden Musiker orientieren. Durch eine exakte Atemführung lassen sich Takt, die Dynamik eines Stückes wie auch Entwicklungen innerhalb einer Partitur genauso verdeutlichen wie mit der üblichen Methode.    
Ein dreiviertel Jahr lang haben die jungen-Künstler geübt, um diese sehr anspruchsvolle Musik in Dießen aufzuführen. Dabei mußte die    
lesbare Notenschrift erst einmal in Punktnotenschrift übertragen werden. Und trotz-aller Arbeit und Mühe, die vor so einem Konzert stünden, sei es die Intensität, die der Zuhörer spürt, wenn blinde Menschen musizieren, meint Matthias Hanke; „Töne und Klänge, die sie nacherleben, an denen sie sich orientieren". Und von diesem tiefen Empfinden von Musik lasse er sich selber inspirieren.        
Das Konzert Ist zu Ende. Noch eben war der „Dießener Himmel" eingehüllt in Klangfarben unendlicher Vielfalt. Und ohne diese Farben je gesehen zu haben, ist es ein Bild grenzenloser Schönheit, das zurückbleibt.  Peter Feneberg

12. Artikel Jubiläumskonzert Männerchor Quartett Oberthal

Saarbrücker Zeitung L5 Kreis St Wendel Mittwoch, 20. April 1994 - Nr. 91
Eigenem Anspruch voll gerecht geworden
Das Quartett des Männerchores Oberthal begeisterte bei seinem Jubiläumskonzert
Oberthal (ww). Musikalischen Hochgenuß bot das Quartett des Männerchores Ober-thal den Gratulanten zu seinem 35jährigen Jubiläum. Beim Jubiläumskonzert im Saal der „Zinnkanne" stellten die Oberthaler Quartett-Sänger ihren eigenen Anspruch an niveauvollen Gesang erneut unter Beweis.
Gemeinsam mit den Gast-Quartetten zeigten sie, zu welch ansprechender und abwechslungsreicher Ausgestaltung Stimmbegabung mit Fleiß auch in der „Amateuroberliga" der Männerchöre umgesetzt werden können. Mit den Einflußgrößen Wille zum präzisen Vortrag, Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz und Geselligkeit umriß Quartett-Sprecher Richard Laßner den besonderen Anspruch des Jubiläums-Quartetts. Vielfalt in den stimmlichen Ausdrucksformen und die ausgereifte Klang-Charaktere der einzelnen Formationen überzeugten und begeisterten die zahlreichen Hörer. In der Spielart des Quartetts mit Klavierbegleitung (Karl Heinz Fries) präsentierten die Oberthaler Sänger eine Auswahl vom heiter jubilierenden „Pasto-rella al prato" (Schubert) über den balla-desken schwermütigen Männerton („Widerspruch", Schubert) bis zum mitreißend entfalteten Lob der Weinfreude („Erhebet das Glas", Rische nach Verdi).
Mit seiner Interpretation des Beatle-Songs „Yesterday" spannte es den Bogen zur modernen Musik. Zur Parade der Stim-menvielf alt gelang die Quartett-Version des Titelsongs aus dem Musical „Hello Dolly". Mit dem Sonnenschein-Lied aus dem Musical „Haie setzte das Oberthaler Quartett unter Leitung von Hans Herbert Mörsdorf einen glanzvollen Schlußpunkt.
Aus der Vielzahl stimmlicher Hochleistungen ragte das Vokalensemble „Nemmes" heraus, das (als einziges) in der klassischen vierköpfigen Quartett-Besetzung auftrat. Das Winterbacher Vokal-Ensemble (Leitung Horst Nagel) begeisterte besonders durch die stimmliche Rhythmisierung. Es entführte in die zauberhafte Welt der Rosen („Rosenrot blüht der Mandelbaum, Klefisch", „Die Rose stand im Tau", Schumann). Das Quartett des Sängerchores Marpingen (Leitung Oswald Schu) wartete unter anderem mit seiner Spezialität, Liedern aus der orthodoxen Liturgie im byzantinischen Ritus auf.
Begeistert aufgenommen wurden die Instrumentalvorträge von Alexandra Klein. Mit der Sonate in F-Dur von Guiseppe Sammartini (am Klavier begleitet von Karl Heinz Fries) bewies sie, daß die Blockflöte oft in ihren Ausdrucksmöglichkeiten zu gering geachtet wird. Mit einem Stück aus Arnold Schönbergs Opus 23 bereicherte sie den musikalischen Abend um die Ausdrucksweisen der Zwölf-Ton-Musik.